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Der kleine Funke Licht

Wochenandacht vom 20.04.2020
Evangelisch reformierte Kirchengemeinde Hillentrup-Spork

Humfeld, den 20. April 2020

Der kleine Funke Licht

Liebe Leserinnen und Leser unserer Wochenandachten!
Ihr Lieben!

Immer noch „ansteckend“ berührt vom Licht der Osterbotschaft grüße ich Sie und Euch sehr herzlich. Jeder und jede von uns wird die Osterfeiertage auf seine und ihre Art verbracht haben. Still vergnügt. Fröhlich. In Haus und Garten. Im allerkleinsten Kreis sich selbst schützend. Im Rahmen vorsichtiger familiärer und freundschaftlicher Begegnungen. Feiernd verbunden mit Menschen in Radio-, Fernseh- und Internetgottesdiensten. Mein Mann und ich haben die kirche.plus-Gottesdienste aus Pivitsheide am Ostersonntag und am Ostermontag mitgefeiert. Und wir haben unseren kleinen Videogottesdienst für die BewohnerInnen der Elisenstifte mit Hilfe von Rieke und Svenja Ollenburg und von Johannes Neugebauer auf CD gebrannt bei schönstem Ostersonnenschein in allen Ortsteilen unserer Kirchengemeinde an Menschen verschenkt, von denen wir dachten: Das wird eine Freude sein über eine halbe Stunde Gottesdienst aus unserer Hillentruper Kirche. Es war uns wichtig, in unseren Möglichkeiten „die Ansteckungskette“ aufrechtzuerhalten und einen kleinen Funken Osterlicht weiterzugegeben. Die Botschaft von Ostern. Botschaft des Lebens. Sie setzt einen Funken Licht in unsere Herzen. Und an diesem kleinen Funken stecken wir einander an. Von Mensch zu Mensch. Von Seele zu Seele. Von Leben zu Leben. Von Generation zu Generation. Ein kleiner Funke Licht in den Herzen zweier verwirrter und verschreckter Frauen. So fing es an. Vor zwei Jahrtausenden. Die „Anste-ckungskette“, sie reicht bis hinein in unser Heute. Ein kleiner Funke Licht in mir. Ein kleiner Funke Licht in dir. Gott selbst hat ihn in uns hineingelegt. Er wurde genährt durch die, die vor uns waren. Wir pflegen ihn. Passen gut auf ihn auf. Schützen ihn in Sturm und Wind. Wärmen uns an ihm in kalten Nächten. Der kleine Funke. Andere schützen ihn für uns, wenn wir in Gefahr geraten. Immer wieder wächst er über sich hinaus. Wird klare Flamme. Wird heller Schein. Wird wärmendes Licht. Wird loderndes Feuer. Wird ruhelose Leidenschaft. Wird zärtlichste Hingabe. Um dann wieder kleiner zu werden für eine Zeit. Sich zu erholen. Sich auszuruhen. Andere vorzulassen. Um dann neu aufzuleuchten. Der kleine Funke. Ganz gleich, wie er sich zeigt: Er ist immer da. Von Gott geschenkt. Wie ein inneres Feuer. Unauslöschlich. Trotzig. Stark.

Der Ostersonntag war mir zunächst ein sehr schmerzhaft trauriger Morgen. Um 6.00 Uhr hätten wir in der Hillentruper Kirche die Osternacht gemeinsam gefeiert. Wir hätten gemeinsam gefrühstückt. Und dann hätten wir uns zu einem Festgottesdienst auf den Weg nach Spork gemacht. Wir hatten uns alle sehr darauf gefreut.

Und so trat ich am Ostersonntag gegen 6.00 Uhr hinaus in das Dunkel. Hörte auf den Gesang der Vögel im Schein des halben Mondes. Und dachte: Es ist nur halb an diesem Osterfest. Ich hörte auf die kleinen Lichtboten, auf diese federleichten Propheten, um die ich mich stets sorge. Sie verkünden das Licht, lange, bevor es aufsteigt und die Schatten vertreibt. Ihr Gesang beginnt noch im Dunkel. Wie eine große Ouvertüre für einen neuen Tag. Sie haben mich tief und umfassend berührt an diesem Ostermorgen. Lange, bevor es Menschen gab, waren sie da und haben den Morgen geweckt. Sie sind der musikalischste, der fröhlichste Teil des großen Plans. Wie klein sind wir doch. Und wie groß, weit, tief und liebend ist der, der sich des Dunkels nicht fürchtet.

ER hat das Dunkel durchschnitten mit seinem Wort. Ganz am Anfang. SEIN Atem schwebte über der Urflut. Gott atmete ein. Gott hielt kurz inne. Gott atmete aus und sprach. Und jedes seiner Worte geschah hinein ins Leben. Es wurde Licht. Licht und Finsternis, Himmel und Erde wurden unterscheidbar. Die Elemente und Schönheiten dieser Erde entstanden. Erde, Feuer, Wasser, Luft. Pflanzen, Tiere, Menschen. Der Mensch gab allem einen Namen. Und Gott gab seinen Menschen Namen. Nannte sie Adam, Erde. Und Eva, Mutter aller Lebendigen. Sie taten sich schwer, Gott zu vertrauen. Wie wäre es geworden, wenn sie sich nicht versteckt hätten ganz am Anfang? Wie wäre es geworden, wenn sie IHN ganz schlicht gesucht hätten im Garten? Wenn sie sich ihm anvertraut hätten, vielleicht mit den Worten: „Das haben wir getan. Das ist unser Anteil. Das möchten wir Dir sagen. Bitte hilf uns damit.“ Wie wäre es geworden, wenn Kain ganz schlicht die Bevorzugung seines Bruders ausgehalten und akzeptiert hätte? Wenn er darum gerungen hätte, Gott Recht zu geben? Wenn er darum gerungen hätte, nicht seinem Gefühl des Zurückgesetzt-Werdens zu folgen? Wenn er darum gerungen hätte, nicht töten zu müssen? Wenn er darum gerungen hätte, das Licht zu wählen? So wie alle anderen nach ihm immer wieder darum gerungen haben, Gottes Wegen und Entscheidungen zu trauen. Auch gegen ihr eigenes Empfinden. Gegen ihr eigenes Herz.

Mensch tat sich schwer mit Gottes Wegen und Entscheidungen. Über Jahrtausende zeigte Mensch sich zerrissen zwischen Gott und sich selbst. Gottes Licht, diese Glut, dieser Funke des Anfangs in einem jeden Menschen, von Anfang an gewollt und geschaffen, eingehaucht, am Leben gehalten: Immer wieder traten Menschen das Licht in sich aus. Immer wieder wurde es ausgetreten in ihnen. Zuletzt einmal mehr lebendig geworden in dem, der sich an den Spielen der Mächtigen verbrannte aus Liebe. Gott will nicht, dass wir verbrennen. Nicht an uns selbst. Und nicht an ihm. Und so brannte Gott in Jesus aus, was uns abhält von ihm. Brannte sich uns einmal mehr ein in sein Herz. Unauslöschlich durch das, was wir lassen und tun. Unauslöschlich auch in unseren Entscheidungen gegen ihn. Unauslöschlich auch dann, wenn wir in unserem Ringen scheitern und töten, was von IHM von jeher zum Leben geschaffen ist. In uns und in denen, die uns umgeben.

Ganz im Anfang Gottes Atem. Ganz am Anfang ein Wort. Und dann das erste Licht. Ganz am Ende die Finsternis von Schmerz, Qual und Vernichtung. Der Tod ist vernichtet vom Sieg. Das Dunkel. Im ersten Wort vom Licht durchschnitten. Im Christus durchschritten. Nicht nur halb. Ganz und gar. Ein Mal. Ein einziges Mal. Genug für alle und für alle Zeiten. Das Todesdunkel ist gestürzt. Licht bleibt angefeindet und behält dennoch den Sieg. Das feiern wir Ostern. Auch in diesem Jahr. Sind einge-bunden in diese eine große Geschichte vom ersten Wort Gottes bis zum Letzten. Von „Es werde…“ bis zur Vollendung unserer selbst und SEINER Welt.

Unser Leben: Eingespannt, aufgehangen, eingebunden zwischen Alpha und Omega. Zwischen Anfang und Ende. Mit dem unschätzbaren Reichtum aller Gottesworte je und je für uns gesprochen, immer wieder neu verschenkt an uns durch Tausende von Jahren. So gehen wir. So leben wir. Angebunden an den Himmel. Aus SEINEM ersten Licht geschaffen und unterwegs zurück zu ihm. Auch wenn wir zu Boden stürzen und Blut vermischt mit Erde spucken müssen.

Nein. Wir können das nicht verstehen. Wir können uns das nicht erklären. Vielleicht geht es einzig und alleine darum, sich selbst anzunehmen als SEIN Menschenkind. Je und je geliebt. Begrenzt. Geschaffen aus Licht zum Licht. Vielleicht geht es einzig und alleine darum, nicht aufzuhören, Gott zu suchen, wenn das Dunkel nach uns greift. So oder so. In uns und von allen Seiten. Vielleicht geht es einzig und allein darum, damit zu rechnen, dass Gott selbst ausbrennt in uns, was trennt. Und in uns neu entfacht, was die Liebe nährt.

Das große Ganze. Es übersteigt uns. Und: Wir können es fröhlich feiern. Wir können darüber staunen. Und es wirken lassen in uns. Wir können den feierlich loben, der sagte, was er meinte und tat, was er sagte. Wir können den liebend loben, der bis heute wirkt und spricht.

Unsere katholischen Schwestern und Brüder sind uns Vorbilder im Loben in der Feier der Osternacht. In diesem Jahr lernte ich von ihnen in meinen Vorbereitungen für eine Osternacht, die wir vielleicht im nächsten Jahr miteinander begehen werden. Wenn Gott es so will.

Nein, die Osterkerzen in unseren Kirchen haben wir nicht gemeinsam entzündet in diesem Jahr. Und so möchten wir Ihnen ein Zweifaches schenken: Eine ganz kleine Osterkerze und das Osterlob katholischer Jugendlicher. Mich hat es sehr berührt. Möge es auch Sie und Euch anstecken. Möge es Ihren und Euren Osterjubel wecken. Einen Jubel von Alpha bis Omega. Begonnen im allerersten Licht. Vollendet und uns ansteckend. Heute. Morgen. Und für die Ewigkeit.

Und so grüße ich Sie und Euch in Verbundenheit, auch im Namen meines Kollegen

Pfr. Stephan Schmidtpeter,

Ihre und Eure Pn. Sabine Hartung

 

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